Nachhaltigkeitsbericht: Einfacher als Sie denken

Luise Keiderling • Jul 15, 2021

Seit nun gut vier Jahren gilt die EU-Richtlinie zur CSR-Berichtspflicht, wonach Unternehmen des öffentlichen Interesses und mit über 500 Mitarbeitern über nichtfinanzielle Daten berichten müssen. Intention dessen ist, nichtfinanzielle Informationen auf die gleiche Wertigkeit zu heben wie finanzielle Daten sowie die Transparenz über ökologische, ökonomische und soziale Aspekte von Unternehmen in der EU zu erhöhen. 


Diese Regelung betraf in der Finanz- bzw. Immobilienbranche nur die Großunternehmen. Dies ändert sich nun mit der Offenlegungsverordnung, die am 10. März 2021 in Kraft getreten ist. Nun müssen Finanzmarktteilnehmer auf ihren Webseiten, in vorvertraglichen Informationen und in ihren Jahresberichten über Nachhaltigkeitsrisiken und -auswirkungen auf Produkt- und Unternehmensebene berichten und sich mit der Thematik intensiver auseinandersetzen.


Nachhaltigkeitsbericht, ja oder nein?


Die meisten Unternehmen aus der Finanz- bzw. Immobilienbranche setzen schon seit Jahren Nachhaltigkeitsmaßnahmen bzw. ESG-Maßnahmen um, aber kommunizieren ihre Hand-lungen und Ergebnisse kaum oder gar nicht. Wieso auch? Die Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts kann, je nach Standard, relativ aufwändig sein. Reicht es daher nicht aus, ausschließlich ESG-Maßnahmen umzusetzen und diese für sich sprechen zu lassen?


Die Antwort darauf ist einfach: Der Nachhaltigkeitsbericht ist unabdingbar, da dieser dafür sorgt, dass die Anstrengungen eines Unternehmens bezüglich Nachhaltigkeit nicht nach-lassen. Denn mit einem Nachhaltigkeitsbericht werden jährlich die Erfolge aber auch die Herausforderungen eines Unternehmens deutlich. Des Weiteren stellt der Bericht die Basis für die Nachhaltigkeitsmanager dar. Denn auf dessen Grundlage werden die Ziele, Maßnahmen und Projekte definiert aber auch überwacht, Leistungen gemessen und Veränderungen geschaffen. Darüber hinaus trägt die Berichterstattung maßgeblich zur Reputation des Unternehmens bei. Weiterhin ist aus den Entwicklungen der letzten Jahre deutlich zu erkennen, dass die bisherigen, ausschließlich profitorientierten betriebswirtschaftlichen Unternehmensphilosophien sich zunehmend schwer tun, erfolgreich zu bleiben. Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten und sonstige Interessengruppen orientieren sich verstärkt an nachhaltig agierenden Unter¬nehmen und messen Unternehmen an ihren Nachhaltigkeits¬berichten. 


Zu den weiteren Vorteilen zählen auch:

- Vertrauensstärkung der Investoren 

- Steigerung der Kundenaufmerksamkeit

- Motivation und Identifikation der Mitarbeiter mit ihrem Unternehmen

- Erleichtertes Recruiting 

- Bessere Zusammenarbeit mit Behörden und der Nachbarschaft

- Orientierungshilfe für das eigene Management



Welche Themen gehören in den Nachhaltigkeitsbericht?


Um die Nachhaltigkeitsherausforderungen in Ihrem Unternehmen einordnen zu können, müssen Sie über Ihr Geschäftsmodell sowie Ihre Strategie bezüglich Nachhaltigkeits-perspektiven berichten. Das bedeutet, Sie müssen darstellen, inwieweit ESG-Aspekte Ihr unternehmerisches Handeln beeinflussen, welche Risiken für Sie bestehen, welche Chancen sich dabei aber auch für Sie ergeben und wie Sie sich auf zukünftige Herausforderungen einstellen. Darüber hinaus müssen Sie erläutern, wie ESG-Themen in Ihrer Unternehmens-struktur verankert sind. Zusätzlich sollten Sie noch offenlegen, zu welchen internationalen Standards Sie sich verpflichtet haben. Ein weiterer Aspekt des Reportings ist die Offenlegung der Managementansätze. Hier sollten Sie beschreiben, welche Auswirkungen Ihr unter-nehmerisches Handeln auf Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft hat und welche Maßnahmen Sie eingeleitet haben, um negative Auswirkungen zu verringern sowie positive Auswirkungen zu verstärken. 

In sechs Schritten zum Nachhaltigkeitsbericht


  1. Erfassung Ist-Zustand / Wesentlichkeitsanalyse
  2. Festlegung Rahmen und Standard
  3. Analyse Stakeholderinteressen
  4. Definition von Kennzahlen
  5. Entwicklung von ESG-Zielen
  6. Gestaltung des Nachhaltigkeitsberichts

Wie erstellt man einen Nachhaltigkeitsbericht? 


(1) Zunächst einmal müssen Sie die Ausgangslage Ihres Unternehmens in Bezug auf ESG-Aktivitäten feststellen. Sozusagen erheben Sie den Ist-Zustand. Im gleichen Zuge sollten Sie eine Wesentlichkeitsanalyse im Unternehmen durchführen, um ESG-Themen, die für Ihr Unternehmen sowie Ihre Stakeholder erheblich und relevant sind, zu identifizieren und zu priorisieren. Das Ergebnis definiert den Handlungsrahmen für Ihr Nachhaltigkeitsmanagement. 


(2) Darauf aufbauend müssen Sie den Rahmen der Berichterstattung definieren und festgelegen. Als Orientierung können Sie einen national oder international anerkannten Reporting-Standard nutzen. 


Die Standards im Bereich Reporting sind heutzutage vielfältig. Es gibt einerseits branchenunabhängige sowie branchenspezifische Standards. In Bezug auf ersteres ist der wohl international bekannteste Standard die Global Reporting Initiative (GRI). Auf nationaler Ebene ist der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) sehr geläufig. Beide Richtlinien geben verschiedene Prinzipien und Leistungsindikatoren für die Berichterstattung vor. Weiterhin ist das Rahmenwerk des International Integrated Reporting Council (IIRC) zu erwähnen. Bei diesem geht es um die Verbindung klassischer Geschäftsberichterstattung mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung. 

Andererseits gibt es für den Immobiliensektor spezielle branchenspezifische Standards, um über Nachhaltigkeit zu berichten. Hier sind besonders die Public Real Estate Association (EPRA) und The European Association for Investors in Non-Listed Real Estate Vehicles (INREV) hervorzuheben. Beide Regelwerke konzentrieren sich eher auf das Berichten von Kennzahlen wie z. B. den Energie- und Wasserverbrauch, die Abfallentsorgung und die Treibhausgasemissionen. Dabei werden unter anderem die spezifischen Angaben zu den Ressourcenverbräuchen der letzten Jahre benötigt. 


(3) Wenn der Ist-Stand aufgenommen und der Berichtsrahmen festgelegt wurde, müssen Sie mithilfe einer Stakeholderanalyse Ihre Interessensgruppen identifizieren, für welche Sie den Bericht vorrangig erstellen. Richten Sie den Nachhaltigkeitsbericht an deren Informationsinteressen aus. Konzentrieren Sie sich dabei auf das Wesentliche und berichten Sie lieber weniger aber dafür detailliert und verständlich. 


(4) In einem weiteren Schritt müssen Sie messbare Kennzahlen festlegen, anhand derer Sie Ihre Daten erheben und analysieren können. Diese schaffen auch die Voraus-setzung, Ihre Fortschritte im Bereich Nachhaltigkeit von Jahr zu Jahr zu messen.


(5) Schließlich müssen Sie in dem Bericht konkrete sowie messbare ESG-bezogene Ziele setzen und Maßnahmen entwickeln, um die bestimmten Zielvorgaben zu erreichen. 


(6) Schlussendlich muss der Nachhaltigkeitsbericht verfasst und gestaltet werden. Hier können Sie sich externe Partner zur Hilfe holen oder zumindest eine externe Prüfung durchführen lassen. Holen Sie sich aber unbedingt von den Lesern und Interessensgruppen Feedback über Ihren Nachhaltigkeitsbericht, um eventuelle Kritiken im nächsten Jahr mit einzubauen. 


Gibt es weitere Tipps für einen erfolgreichen Nachhaltigkeitsbericht?

1. Achten Sie auf Authentizität sowie Transparenz bei Ihrem Bericht, um Negativpresse zu vermeiden

2. Kommunizieren Sie ausschließlich belegbare Aussagen, um eventuelle Greenwashing-Vorwürfe zu vermeiden

3. Stellen Sie Ihre Informationen so zusammen, dass die Stakeholder Veränderungen im zeitlichen Verlauf erkennen sowie mit anderen Unternehmen vergleichen können. 

4. Achten Sie auf eine regelmäßige, sprich jährliche Berichterstattung sowie auf die Aktualität der Themen.

Falls Sie weitere Fragen oder eine Beratung für den Bereich Nachhaltigkeitsberichterstattung wünschen, sprechen Sie uns gerne an. Wir können Sie bei der Wahl des richtigen Standards bis zur Datenanalyse und dem Verfassen des Berichts beraten sowie unterstützen.


by Sam Wheeler 19 Apr, 2024
Cover Image credits: Sophie Monsarrat | Rewilding Europe
by Anna Höfer 25 Mar, 2024
While many companies are already taking comprehensive measures to minimise the effects of climate change as far as possible, it is also true that climate change is inevitable in the near and distant future. This has already become noticeable in large parts of Germany with an increase in extreme weather events such as the flood disaster in the Ahr valley in 2021, numerous hot summers in recent years, or the constant rain and flooding at the beginning of this year. Companies should therefore address the risks that could arise from climate change and the associated increase in extreme weather events, for example at their different sites, as early as possible.
by Samantha Wheeler 26 Feb, 2024
Registration is now open for the GBCI Circle event for 2024. You can register here. EnviroSustain is proud to once again be a sponsor of this event which will be held in Athens, Greece. The event will run from the 17-19 April and the three days will be packed with a welcome reception, sustainable building tours, experiences, and learning sessions. After such a great experience last year in Barcelona , we can’t wait to travel with the team again. As we avoid air travel as part of our ESG Policy, the ES team will be travelling to Athens by land and sea over the course of two days! This involves the night train from Munich to Roma (or alternatively to Bologna), train to Bari, then the ferry overnight from Bari to Patras and to finish the bus to Athens. We look forward to sharing our journey with you on social media. GBCI Circle is designed to provide networking opportunities and education sessions for Europe's LEED consultants, property owners and managers, building experts and consultants and all of those interested in sustainability within real estate. The 2024 program focuses on the future of Healthy Human Habitat Venues include The Piraeus Tower (pursuing LEED Platinum and WELL certification), The Lighthouse (LEED Platinum), The Ellinikon (pursuing LEED, WELL and SITES), The National Gallery of Art (2 x LEED Silver certifications).
by Samantha Wheeler 15 Feb, 2024
With the start of a new year comes the beginning of a new GRESB reporting period. EnviroSustain has been supporting clients with GRESB submissions for almost a decade now and we are pleased to see participation growing. The GRESB portal will open on 1st April but now is the time to begin prepping your team and collecting data. As ESG reporting gains more momentum in the mainstream, changes are needed to keep up with current developments. The Real Estate and Infrastructure Standards Committee works to gather feedback and make recommendations on changes to the GRESB Foundation Board.
by Anna Höfer 28 Jan, 2024
The annual Global Risk Report published by the World Economic Forum (WEF) presents a comprehensive analysis of current global challenges. In its report published in January of this year, the WEF warns of a "foreseen duo of dangerous crises", referring to the duality of climate and conflict-related challenges. Respondents from academia, business, government, the international community and civil society see climate change-related risks in particular as a key global challenge in the long term. According to the survey, the four most highly rated risks over the next 10 years are: extreme weather events, critical changes to earth systems, loss of biodiversity and the collapse of ecosystems. In addition, current crises and conflicts such as inflation, the war in Ukraine and the conflict between Israel and Palestine make many respondents pessimistic about the coming years. If implemented consistently, ESG guidelines can help to reduce the negative impact of companies on the environment and thus mitigate climate change-related risks by creating a sustainable business environment. In 2024, numerous new EU regulations will come into force to make ESG reporting more transparent and standardised. The aim is to oblige companies to be more transparent and accountable with regard to their environmental impact.
by Samantha Wheeler 22 Jan, 2024
We are all increasingly aware of the pressing need for environmental sustainability and as biodiversity disclosures gain momentum , the Task Force on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) serves as a blueprint for integrating nature-related disclosures into decision making and existing mandatory reporting requirements. TNFD, like the Task Force for Climate-related Financial Disclosure (TCFD), operates as a voluntary disclosure framework. However, we hope that some governments and regulatory bodies will begin to incorporate TNFD recommendations into mandatory reporting frameworks. For organisations, voluntary adoption of TNFD is a proactive step towards staying ahead of potential regulatory changes and investor demands. By embracing TNFD early, companies can gain a competitive advantage and demonstrate their commitment to environmental responsibility.
by Samantha Wheeler 17 Jan, 2024
With all the good biodiversity gives us and our environment, you would hope that it is sufficiently protected and supported by legislation. Not only in Europe, but also worldwide. As part of the European Green deal approved in 2020, the Nature Restoration Law is the first of its kind to cover the entire continent in Europe. Sadly, 80% of Europe’s natural habitats are in poor condition, but the proposed Nature Restoration Law will help to turn the tide when it comes to the protection and rejuvenation of European biodiversity by two 2030 and 2050 milestones.
by Samantha Wheeler 15 Jan, 2024
‘Biodiversity’ is known as ‘the variability among living organisms from all sources including, terrestrial, marine and other aquatic ecosystems and the ecological complexes of which they are part; including diversity within species, between species, and of ecosystems’. According to this report by the World Economic Forum, Biodiversity equals around $44 trillion in economic value (more than 50% of global GDP), making biodiversity one of Earth’s most valuable assets. Despite the massive amount of value biodiversity provides us, our global loss of biodiversity over the past 50 years has been significant, and 80% of that global biodiversity loss is caused by the built environment, agriculture, and energy/extractives. Sadly, a byproduct of advancing our own environments is that we’re destroying the Earth’s natural ones at the same time. This is because of many factors, and IPBES notes five main drivers: Habitat loss Over-exploitation of natural resources Spread of invasive species Climate change Pollution
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Amongst all the policies and jargon out there, it’s easy to forget why it all matters and what the overarching goal is, so let’s take a moment to think about it. The pressure on Earth’s resources is becoming unbearable. Every year, Earth Overshoot Day (the annual date that marks the point when humanity uses more biological resources than the Earth can regenerate within a given year) creeps earlier and earlier. Extreme heat events are becoming more common with forest fires on the rise; species are dying due to habitat loss and food scarcity; our seas are rising and warming leading to devastating floods and enforced migration. All of this and we’re still projected to exceed 1.5 degrees of global warming, despite the 2015 Paris Agreement and subsequent UN promises. In short, we need action, and we need it yesterday.
by Dr. Birgit Memminger-Rieve 25 Jul, 2023
In February 2023, EnviroSustain announced a long-term partnership with Rewilding Europe. This collaboration will see a portion of the EnviroSustain turnover supporting rewilding initiatives for the next ten years, as well as pro bono advice on rewilding-related buildings in the network- such as new offices and rewilding centres. In June, Dr. Birgit Memminger-Rieve, MD at EnviroSustain, and Ingemar Hunold, Partner at EnviroSustain, met with the Rewilding Oder Delta team to provide support and advice for their newly established centre.
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