Der „Carbdown“ läuft! Welche Dekarbonisierungsstrategie ist die beste?

Oliver Bach • Oct 22, 2020

Weckruf

Die CO2-Uhr tickt… schneller als die meisten denken. Das Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) hat auf Grundlage des Sonderberichts des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) errechnet, dass nicht 2050 unser Klimaziel sein sollte, sondern dass bereits in rund sieben Jahren unser CO2-Budget aufgebraucht ist, um das 1,5°C Ziel noch halten zu können. Versetzt Sie das in Unruhe? Das sollte es!


Als Antwort auf das Pariser Klimaabkommen hat die EU am 11.12.2019 den Green Deal mit dem Ziel vorgestellt, bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent zu werden. Unter anderem sieht dieser Fahrplan vor, eine Dekarbonisierung des Energiesektors und eine Erhöhung der Energieeffizienz von Gebäuden zu fördern.

 

Warum ist das wichtig und wie funktioniert das?

Die technische Expertengruppe (TEG) für nachhaltige Finanzen hat in ihrem Bericht zur EU Taxonomie aufgezeigt, dass Gebäude in der EU rund 40% des Energieverbrauchs und rund 36% der CO2-Emissionen ausmachen.


Zur gleichen Zeit steigen die CO2-Emissionen zur Herstellung und Verarbeitung der Baumaterialien zur Errichtung von Gebäuden. Dies ist der falsche Weg!


Im technischen Anhang der EU Taxonomie wird dies konkreter ausgedrückt. Hier wird davon gesprochen, dass unter Berücksichtigung des Ziels bis 2050 gänzlich klimaneutrale Gebäude in Europa zu betreiben, Neubauten zwischen 2021 und 2050 klimaneutral geplant und gebaut werden müssten. Je früher dies umgesetzt würde, desto eher kann das 2050 Ziel überhaupt realistisch eingehalten werden. Einerseits müssen demnach effizienzsteigernde Umbauten für einen Großteil des Gebäudebestands stattfinden und andererseits muss das Umdenken in der Planung beschleunigt werden, angefangen bei den Investoren, die diese risikoärmeren Projektentwicklungen stärker in den Fokus nehmen sollten, um den Gesamtprozess intensiver anzustoßen.


Um diesen Prozess besser steuern zu können, wurde die EU Taxonomie erarbeitet. Hierin werden vier Grundprinzipien dargestellt, Einfluss auf die CO2-Reduzierung zu nehmen:


  1. Errichtung von Neubauten – 20% weniger Primärenergiebedarf als in den nationalen Bauvorschriften vorgegeben
  2. 2Umbau und Renovierung von Bestandsbauten – gemäß Energieeffizienzrichtlinie (EPBD) oder 30% weniger Primärenergiebedarf als im Ausgangszustand
  3. Einzelmaßnahmen und Dienstleistungen
  4. Ankauf und Eigentum – Gebäude, die ab 2021 gebaut werden, müssen dem Standard unter „1. Errichtung von Neubauten“ entsprechen. Gebäude, die vor 2021 gebaut wurden, müssen zu den oberen 15% des nationalen Gebäudebestands gehören bezogen auf ihren Primärenergiebedarf.


„Heutzutage entsprechen gerade mal 1% der Gebäude den Anforderungen eines Net Zero Carbon Gebäudes.“


Das World Resources Institute (WRI) zeigt auf, dass es maßgeblich auf die politischen Rahmenbedingungen ankommt, die einzelne Städte und Gemeinden zur Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens setzen. Klare Regelungen führen zu einem gemeinsamen Weg in Richtung Klimaneutralität und zu mehr Akzeptanz bei Investoren, Eigentümern und Nutzern.


Das daraus resultierende Bebauungskonzept für Stadtteile und Gemeinden führt zu einem besseren Kosten-Nutzen-Verhältnis, da nahegelegene Erneuerbare Energien besser geplant und genutzt werden können, um den Strom da zu erzeugen, wo er gebracht wird, ohne lange Transportwege zurücklegen zu müssen. Ebenso ist die Vernetzung der Gebäude zur besseren Lastverteilung ein wichtiger Beitrag, der gesetzlich geregelt werden muss, um es Investoren und Projektentwicklern einfach und attraktiv zu machen.


Zur Begriffsklärung der einzelnen Ebenen hat das WRI folgende Begriffe definiert:

  • Net Zero Carbon District – Eine Gruppe von energieeffizienten Gebäuden innerhalb eines Stadtteils, die durch nahegelegene Erneuerbare Energien versorgt werden
  • Net Zero Carbon Building Portfolio – Eine Gruppe von energieeffizienten Gebäuden, die ähnliche Merkmale aufweisen und einem Eigentümer/Verwalter unterstehen. Alle Gebäude werden durch Erneuerbare Energien versorgt, die innerhalb des Campus/Portfolios Strom und Wärme generieren.
  • Nearly Zero Energy Building – Ein energieeffizientes Gebäude, welches einen Großteil seines jährlichen Energieverbrauchs über standorteigene oder standortnahe Erneuerbare Energien abdeckt
  • Net Zero Energy Building – Ein energieeffizientes Gebäude, welches seinen kompletten jährlichen netto Energieverbrauch über standorteigene oder standortnahe Erneuerbare Energien abdeckt, sodass die ins Netz gespeiste Energie der Energiemenge entspricht, die dem Netz entzogen wird, um das Gebäude zu betreiben.
  • Net Zero Carbon Building – Ein energieeffizientes Gebäude, welches seinen jährlichen Energieverbrauch gänzlich über standorteigene oder standortnahe Erneuerbare Energien abdeckt.
  • Net Zero Carbon Building mit enthaltenem Kohlenstoffdioxid – Ein energieeffizientes Gebäude, welches seinen jährlichen Energieverbrauch gänzlich über standorteigene oder standortnahe Erneuerbare Energien abdeckt und darüber hinaus sein in Bau und verbautem Material enthaltenes Kohlenstoffdioxid (embodied carbon) über CO2-Kompensationsprogramme ausgleicht

Abbildung 1: Betrachtungsebenen auf Gebäudeebene laut WRI.

Best of five – Welcher Weg führt uns zum Ziel?


Da der Bau und Betrieb von Gebäuden bekanntermaßen rund 40% der weltweiten CO2-Emissionen ausmachen, wurden in den vergangenen Jahren unterschiedliche Initiativen gestartet, um die Klimaziele der Pariser Klimakonferenz von 2015 voranzubringen. Wir möchten Ihnen die wichtigsten vorstellen und unsere Meinung mit Ihnen teilen. Denn je früher die beste Strategie überlegt gewählt wurde, desto eher kann das Ziel der Klimaneutralität von Gebäuden erreicht werden.


Es herrscht allgemeiner Konsens darüber, dass ein erfolgreicher Klimaschutzfahrplan die folgenden Schritte berücksichtigen sollte:


  1. CO2-Emissionen erfassen
  2. Energieeffizienz steigern
  3. Versorgung mit Erneuerbaren Energien
  4. Erzeugung Erneuerbarer Energien am Standort
  5. Erzeugung Erneuerbarer Energien außerhalb des Standorts
  6. Nutzung von CO2-Kompensationsprogrammen als letztes Mittel der Wahl

Abbildung 2: Die Bestandteile eines erfolgreichen Klimaschutzfahrplans, eigene Grafik.


 

Im Folgenden stellen wir Ihnen die ausgewählten Initiativen zur Unterstützung für den Carbdown Ihres Portfolios vor und möchten dabei die Unterschiede deutlich machen:


 


Net Zero Commitment (World Green Building Council)


Quelle: World Green Building Council.


Das World Green Building Council hat 2017 eine Initiative namens “Advancing Net Zero” ins Leben gerufen, die bei der Senkung der CO2-Emissionen von Gebäuden helfen soll. Einerseits soll erreicht werden, dass bis 2030 alle neuen Bauvorhaben CO2-neutral gebaut werden. Andererseits wurde das Ziel definiert, bis 2050 alle Gebäude im Bestand CO2-neutral zu betreiben.


Jeder Unterzeichner verpflichtet sich, seine Verbrauchswerte spätestens zwei Jahre nach Unterzeichnung zu veröffentlichen. Hierzu hat das WGBC eine Vorlage bereitgestellt, die dabei helfen soll, einheitliche Daten je Gebäude zu erheben. Darüber hinaus wird nach einem Dekarbonisierungsplan mit konkreten Zielen und Fortschritten für den Fonds gefragt, der sich unter anderem aus den gebäudebezogenen Daten ergeben kann. Ebenso ist die Offenlegung der vertraglich verpflichtenden Umsetzung der gesetzten Ziele und Maßnahmen Bestandteil dieser Erhebung und bietet somit die Möglichkeit, aus vagen Vorstellungen bindende Instrumente zu formen.


Die Leitmotive dieser Initiative stellen sich wie folgt dar:

  1. CO2-Emissionen messen und veröffentlichen
  2. Reduzierung des Energiebedarfs mithilfe effizienter Betriebsweisen und Technik
  3. CO2-Emissionen mittels Erneuerbarer Energien ausgleichen, vorzugsweise in dieser Reihenfolge:
  4. Vor Ort erzeugte Energie aus Erneuerbaren Quellen,
  5. Außerhalb der Liegenschaft erzeugte Energie aus Erneuerbaren Quellen oder
  6. CO2-Kompensationsprogramme
  7. Verbesserung der Überprüfung und Genauigkeit der erhobenen Daten. Damit einhergehend sollen mit der Zeit die CO2-Emissionen durch Herstellung und Transport der Baumaterialien sowie durch die Errichtung des Gebäudesberücksichtigt werden. Ebenso soll eine Reduzierung des Wasserverbrauchs und Abfallaufkommens angestrebt werden.

Klimapositiv (DGNB e.V.)

Quelle: DGNB e.V.


Die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB) hat für Gebäude, die einen positiven Beitrag zur Senkung der CO2-Emissionen beitragen, die Auszeichnung “Klimapositiv” (DGNB) ins Leben gerufen. Hierdurch werden Gebäude gewürdigt, die eine ausgeglichene oder besser noch eine negative CO2-Bilanz im Betrieb zeigen können.


Es werden jährliche Verbrauchsdaten erhoben, aus denen sich die absoluten Treibhausgasemissionen errechnen lassen. Der Nutzerstrom wird hierbei mitbetrachtet und alle am Standort erzeugte regenerative Energie wirkt sich ausgleichend auf die Gesamtbilanzierung aus. Darüber hinaus erfordert die Anerkennung von standortfernen Energiequellen einen Nachweis über die Ausschließlichkeit und Zusätzlichkeit der Produktion. Ökostrom-Zertifikate zur Kompensation werden nicht in die Betrachtung mit einbezogen, da diese nicht den Anspruch erheben, z.B. den Netzausbau zu fördern. Die DGNB setzt dabei auf drei Kernansätze:


  • Hohe Energieeffizienz, sinnvoller Einsatz von Gebäudetechnik und -automation sowie die Einbindung und Aufklärung des Nutzers
  • Nutzung regenerativer Energien
  • Einspeisung von selbst produzierter Energie ins Netz


Nach erfolgreicher Auszeichnung ist diese für drei Jahre gültig und kann jährlich erneuert werden.


LEED® Zero (U.S. Green Building Council)

Quelle: U.S. Green Building Council.


Das US Green Building Council (USGBC) hat an sein bestehendes Zertifizierungssystem LEED® für Neu- und Bestandsbauten eine weitere Zertifizierungsvariante, namens LEED® Zero, eingeführt. Hierbei besteht für bereits LEED®-zertifizierte Gebäude die Möglichkeit, unter anderem eine ausgeglichene CO2-Bilanz bestätigt zu bekommen.


Die Zertifizierung ist wie die Bestandszertifizierungen 3 Jahre gültig und fordert monatliche Verbrauchsdaten über ein zusammenhängendes Jahr. Unterteilt wird die Datenerhebung in die Bereiche LEED® Zero Carbon Emissions, LEED® Zero Energy Use, LEED® Zero Water Use und LEED® Zero Waste, die alle einzeln zertifiziert werden können.



  • LEED® Zero Energy betrachtet die Energie, die am Standort generiert wurde oder zum Standort geliefert wurde abzüglich der Zugewinne, die durch standorteigene Erneuerbare Energien geschaffen wurden.
  • LEED® Zero Water belohnt Bemühungen im Hinblick auf Regen- oder Grauwassernutzung und setzt diese in Verhältnis zu den Trinkwassermengen, die dem Gebäude über das öffentliche Netz zur Verfügung gestellt wurden.
  • LEED® Zero Waste hat als Voraussetzung, ein TRUE Zero Waste Platin Zertifikat zu erreichen. Hierzu müssen unter anderem nahezu alle Abfälle in die Kreislaufabfallwirtschaft überführt werden, ohne dass sie deponiert oder verbrannt werden.
  • LEED® Zero Carbon stellt die Berechnung der CO2-Bilanz dar und setzt sich vereinfacht aus dem emittierten Kohlenstoffdioxid und dem vermiedenen zusammen.

Zero Carbon Certification (International Living Future Institute)

Quelle: International Living Future Institute.


Das International Living Future Intitute (ILFI) aus Seattle, Washington State, USA gibt an, dass das von ihnen entwickelte Zero Carbon Zertifizierungssystem das erste unabhängig zertifizierte System auf den Markt ist. Das selbsterklärte Ziel lautet wie folgt:


“One hundred percent of the operational energy use associated with the project must be offset by new on- or off-site renewable energy. One hundred percent of the embodied carbon emissions impacts associated with the construction and materials of the project must be disclosed and offset.”


Es wird über eine einjährige Betrachtungsphase (Performance Period) überprüft, ob die dargestellten Gebäude die gesteckten Energieeffizienzziele erreichen. Generell muss aller enthaltener Kohlenstoff aus Bautätigkeiten und verbauten Materialien veröffentlicht werden und entsprechende Programme zur Kompensation (Carbon Offsetting) müssen Anwendung finden. Neubauten wird grundsätzlich eine Nutzung von konventionellen Verbrennungstechniken zur Energiegewinnung untersagt. Darüber hinaus muss eine Minderung des in den verbauten Materialien enthaltenen Kohlenstoffs gegenüber eines Referenzgebäudes gezeigt werden, um eine Zertifizierung erreichen zu können.


Net Zero Operational Carbon (London Energy Transformation Initiative)

Quelle: London Energy Transformation Initiative.


Die London Energy Transformation Initiative (LETI) zeigt gemeinsam mit dem UK GBC und der Better Buildings Partnership einen 10-Punkte-Plan auf, wie Klimaneutralität für Neubauten bis 2030 erreicht werden kann.


Als erster Schritt wird ein geringstmöglicher Energieverbrauch angestrebt. Jährliche Verbräuche und Zugewinne durch am Standort erzeugte Erneuerbare Energie müssen gemessen und durch unabhängige Dritte bestätigt werden. Dies muss die ersten 5 Jahre nach Inbetriebnahme konsequent durchgeführt werden, um eine solide Datengrundlage für weitere Schritte zu liefern.


Darüber hinaus muss das in den verbauten Materialien enthaltene und durch Bauprozesse entstandene CO2 erfasst und durch unabhängige Dritte nach Fertigstellung bestätigt werden. Der Anspruch muss darin bestehen, diesen gebundenen Kohlenstoff (Embodied Carbon) so gering wie möglich zu halten.


Betrachtet man die Versorgung des Bauvorhabens, so ist klar, dass keine fossilen Brennstoffe für die Wärme-, Kälte- oder Stromversorgung zum Einsatz kommen dürfen. Neben der Berichterstattung zu jährlich emittiertem CO2 ist ebenso darauf zu achten, dass Erneuerbare Energien am Standort einen wesentlichen Teil zur Abdeckung des Energiebedarfs beitragen. Auch eine intelligente Energiebedarfssteuerung und Vernetzung mit dem Versorger sollten Bestandteil der Dekarbonisierungsstrategie für Neubauten sein. Hierzu zählt auch, die jährliche Lastspitzenanalyse offenzulegen und mit dem Versorger zu diskutieren.


Abschließend wird die CO2-Bilanz errechnet. Als Ergebnis muss mindestens die Klimaneutralität stehen. Sollte eine ausgeglichene CO2-Bilanz durch die genannten Maßnahmen nicht möglich sein, so ist es statthaft, Erneuerbare Energie einzukaufen, die außerhalb des Standorts generiert wird. Geht es um Ökostrom, so wird ein 15-Jahresvertrag gefordert, aus dem hervorgeht, dass der Ausbau von Erneuerbaren Energien gefördert wird.

 

Schön und gut, aber gibt es dafür auch schon reale Lösungen?

Im Folgenden werden ein paar Beispielprojekte vorgestellt, die in puncto Net Zero Carbon und innovativen Effizienzlösungen ausgezeichnet wurden:

  • Das Rathaus Freiburg ist das größte Plusenergiehaus in Europa. Das Gebäude besticht unter anderem durch eine energieeffiziente Hülle, die Nutzung von Grundwasser in Verbindung mit einer Wärmepumpe zur Beheizung und Kühlung sowie Photovoltaik zur Stromgewinnung. Die DGNB bescheinigt mit dem DGNB Klimapositiv Zertifikat diese Eigenschaften.


Foto 1: Rathaus Freiburg. Quelle: DGNB.


  • Das erste nach LEED® Zero (LEED® Zero Energy) zertifizierte Gebäude “Entegrity Headquarters”, USA ist als Neugestaltung eines Gebäudes aus den 1950er Jahren konzipiert und umgebaut worden. Dabei setzten die Planer ein besonderes Augenmerk auf den Nutzerkomfort und die individuelle Anpassungsfähigkeit an das gewünschte Innenraumklima. Hierzu kamen eine Vielzahl kleinerer Motoren und Stellglieder, um durch eine kleinteilige Bedarfsabfrage ein Höchstmaß an Energieeffizienz zu erzielen. Darüber hinaus wurde es ILFI Zero Energy zertifiziert.

Foto 2: Entegrity Headquarters, USA. Quelle: USGBC.


 

  • Das erste als klimaneutral zertifizierte Gebäude nach dem ILFI Zero Carbon Standard befindet sich in London: das Google Office in Pancras Square, London. Google hat sich strengen Nachhaltigkeitszielen verschrieben und versucht, diese umzusetzen. Der Energieverbrauch im Betrieb wurde gesenkt, die Auswahl der Materialien hat dazu beigetragen, dass weniger gebundenes Kohlstoffdioxid erzeugt wird und durch Kompensationsprogramme konnte der Gebäudekomplex schließlich nachweislich CO2-neutral errichtet werden. Aber, Google gibt zu, dass dies nicht der Weißheit letzter Schluss war. Langfristig hat man sich zum Ziel gesetzt, Erneuerbare Energien am Standort stärker mit einzubinden und das in Material und Bauprozessen gebundene CO2 noch weiter zu reduzieren und schlussendlich Gebäude zu entwerfen und zu errichten, die mehr CO2binden, als sie emittieren.

Foto 3: Pancras Square, London, UK. Quelle: Google.



Quartier – Wohnen, Einzelhandel, Büro 


Als klimaneutrales Quartier mit Einrichtungen zum Arbeiten, Wohnen und Freizeit wird das Bauprojekt Brucklyn im Süden Erlangens mit rund 21.000 m² noch in 2020 fertiggestellt.


Die Besonderheit hier liegt darin, dass die benötigte Energie im Quartier selbst erzeugt, gespeichert und verteilt wird. Drei kompakte Blockheizkraftwerke erzeugen einerseits Strom und nutzen andererseits die dabei entstehende Wärme zum Heizen und zum Kühlen. Darüber hinaus können die Kraftwerke auch mit Wasserstoff betrieben werden.


Hervorzuheben ist, dass das Bauvorhaben Brucklyn das weltweit erste Quartier ist, bei dem ein chemischer Wasserstoffspeicher zum Einsatz kommen wird. Der Wasserstoffspeicher wird genutzt, um den erzeugten Strom mit einer hohen Energiedichte zu speichern. Zusätzlich werden Batterien verwendet, um Leistungsspitzen zu glätten. Dadurch funktioniert das Energiesystem besonders effizient. Unterstützt wird die Energiegewinnung durch fassadenintegrierte und auf Dächern installierten Photovoltaikanlagen. Nicht benötigter Strom kann in Batteriespeichersystemen oder Wasserstoffspeichern aufgefangen werden und zu sonnenarmen Zeiten wieder abgegeben werden. Darüber hinaus wurden Erdwärmesonden zur Beheizung und Warmwasserbereitung gesetzt. Über Wärmepumpen kann somit sehr effizient und klimaneutral Energie gewonnen werden.

Abbildung 3: Quartierslösung für klimaneutrale Stadtteile. Quelle: Union Investment Real Estate. 


Ist das zu schaffen?

In erster Linie muss jeder Investor, jeder Fonds- und Assetmanager die Dringlichkeit erkannt und verstanden haben, welches Risiko aus Zurückhaltung erwächst. Das von der Europäischen Union geförderte Projekt „Carbon Risk Real Estate Monitor“ (CRREM) hat dieses Risiko und die möglichen Vorgehensweisen der Entscheider (Stakeholder) recht anschaulich in seiner „Stranded Asset“ Analyse dargestellt.


Um unsere Kunden in ihrer Entscheidungsfindung zu unterstützen, bietet EnviroSustain für jeden Fonds, für jedes Asset eine individuelle Dekarbonisierungsstudie an. Hierin sollen die einzelnen Schritte und Maßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung, Nutzung von standorteigenen und standortnahen Erneuerbaren Energien und notfalls CO2-Kompensationsmaßnahmen erörtert werden. Der sich daraus ergebende Klimaschutzfahrplan kann als Entscheidungsgrundlage zur Prioritätensetzung und konkreten Budgetplanung genutzt werden.


Bestandsbauten sollten umgehend einer solchen Untersuchung unterzogen werden, um den Stein ins Rollen zu bringen. Um dem Thema mehr Aufmerksamkeit zu geben oder die Immobilie oder den Fonds aufzuwerten, kann dieser Prozess durch eines der genannten Zertifizierungssysteme oder eine der genannten Klimaschutzinitiativen begleitet werden.

Für neue Projektentwicklungen müssen ab sofort die Ziele zur klimaneutralen Errichtung und Betriebsweise berücksichtigt werden. Im Ankauf von Projektentwicklungen bietet sich daher eine ESG Due Diligence an, um die Risiken und Potenziale im Hinblick auf die ESG Strategie des Fonds vor dem Erwerb abschätzen zu können.


Alles in allem eine machbare Aufgabe, aber es kommt maßgeblich auf diejenigen an, die jetzt die richtigen Entscheidungen treffen müssen.


by Sam Wheeler 19 Apr, 2024
Cover Image credits: Sophie Monsarrat | Rewilding Europe
by Anna Höfer 25 Mar, 2024
While many companies are already taking comprehensive measures to minimise the effects of climate change as far as possible, it is also true that climate change is inevitable in the near and distant future. This has already become noticeable in large parts of Germany with an increase in extreme weather events such as the flood disaster in the Ahr valley in 2021, numerous hot summers in recent years, or the constant rain and flooding at the beginning of this year. Companies should therefore address the risks that could arise from climate change and the associated increase in extreme weather events, for example at their different sites, as early as possible.
by Samantha Wheeler 26 Feb, 2024
Registration is now open for the GBCI Circle event for 2024. You can register here. EnviroSustain is proud to once again be a sponsor of this event which will be held in Athens, Greece. The event will run from the 17-19 April and the three days will be packed with a welcome reception, sustainable building tours, experiences, and learning sessions. After such a great experience last year in Barcelona , we can’t wait to travel with the team again. As we avoid air travel as part of our ESG Policy, the ES team will be travelling to Athens by land and sea over the course of two days! This involves the night train from Munich to Roma (or alternatively to Bologna), train to Bari, then the ferry overnight from Bari to Patras and to finish the bus to Athens. We look forward to sharing our journey with you on social media. GBCI Circle is designed to provide networking opportunities and education sessions for Europe's LEED consultants, property owners and managers, building experts and consultants and all of those interested in sustainability within real estate. The 2024 program focuses on the future of Healthy Human Habitat Venues include The Piraeus Tower (pursuing LEED Platinum and WELL certification), The Lighthouse (LEED Platinum), The Ellinikon (pursuing LEED, WELL and SITES), The National Gallery of Art (2 x LEED Silver certifications).
by Samantha Wheeler 15 Feb, 2024
With the start of a new year comes the beginning of a new GRESB reporting period. EnviroSustain has been supporting clients with GRESB submissions for almost a decade now and we are pleased to see participation growing. The GRESB portal will open on 1st April but now is the time to begin prepping your team and collecting data. As ESG reporting gains more momentum in the mainstream, changes are needed to keep up with current developments. The Real Estate and Infrastructure Standards Committee works to gather feedback and make recommendations on changes to the GRESB Foundation Board.
by Anna Höfer 28 Jan, 2024
The annual Global Risk Report published by the World Economic Forum (WEF) presents a comprehensive analysis of current global challenges. In its report published in January of this year, the WEF warns of a "foreseen duo of dangerous crises", referring to the duality of climate and conflict-related challenges. Respondents from academia, business, government, the international community and civil society see climate change-related risks in particular as a key global challenge in the long term. According to the survey, the four most highly rated risks over the next 10 years are: extreme weather events, critical changes to earth systems, loss of biodiversity and the collapse of ecosystems. In addition, current crises and conflicts such as inflation, the war in Ukraine and the conflict between Israel and Palestine make many respondents pessimistic about the coming years. If implemented consistently, ESG guidelines can help to reduce the negative impact of companies on the environment and thus mitigate climate change-related risks by creating a sustainable business environment. In 2024, numerous new EU regulations will come into force to make ESG reporting more transparent and standardised. The aim is to oblige companies to be more transparent and accountable with regard to their environmental impact.
by Samantha Wheeler 22 Jan, 2024
We are all increasingly aware of the pressing need for environmental sustainability and as biodiversity disclosures gain momentum , the Task Force on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) serves as a blueprint for integrating nature-related disclosures into decision making and existing mandatory reporting requirements. TNFD, like the Task Force for Climate-related Financial Disclosure (TCFD), operates as a voluntary disclosure framework. However, we hope that some governments and regulatory bodies will begin to incorporate TNFD recommendations into mandatory reporting frameworks. For organisations, voluntary adoption of TNFD is a proactive step towards staying ahead of potential regulatory changes and investor demands. By embracing TNFD early, companies can gain a competitive advantage and demonstrate their commitment to environmental responsibility.
by Samantha Wheeler 17 Jan, 2024
With all the good biodiversity gives us and our environment, you would hope that it is sufficiently protected and supported by legislation. Not only in Europe, but also worldwide. As part of the European Green deal approved in 2020, the Nature Restoration Law is the first of its kind to cover the entire continent in Europe. Sadly, 80% of Europe’s natural habitats are in poor condition, but the proposed Nature Restoration Law will help to turn the tide when it comes to the protection and rejuvenation of European biodiversity by two 2030 and 2050 milestones.
by Samantha Wheeler 15 Jan, 2024
‘Biodiversity’ is known as ‘the variability among living organisms from all sources including, terrestrial, marine and other aquatic ecosystems and the ecological complexes of which they are part; including diversity within species, between species, and of ecosystems’. According to this report by the World Economic Forum, Biodiversity equals around $44 trillion in economic value (more than 50% of global GDP), making biodiversity one of Earth’s most valuable assets. Despite the massive amount of value biodiversity provides us, our global loss of biodiversity over the past 50 years has been significant, and 80% of that global biodiversity loss is caused by the built environment, agriculture, and energy/extractives. Sadly, a byproduct of advancing our own environments is that we’re destroying the Earth’s natural ones at the same time. This is because of many factors, and IPBES notes five main drivers: Habitat loss Over-exploitation of natural resources Spread of invasive species Climate change Pollution
by Samantha Wheeler 05 Sept, 2023
Amongst all the policies and jargon out there, it’s easy to forget why it all matters and what the overarching goal is, so let’s take a moment to think about it. The pressure on Earth’s resources is becoming unbearable. Every year, Earth Overshoot Day (the annual date that marks the point when humanity uses more biological resources than the Earth can regenerate within a given year) creeps earlier and earlier. Extreme heat events are becoming more common with forest fires on the rise; species are dying due to habitat loss and food scarcity; our seas are rising and warming leading to devastating floods and enforced migration. All of this and we’re still projected to exceed 1.5 degrees of global warming, despite the 2015 Paris Agreement and subsequent UN promises. In short, we need action, and we need it yesterday.
by Dr. Birgit Memminger-Rieve 25 Jul, 2023
In February 2023, EnviroSustain announced a long-term partnership with Rewilding Europe. This collaboration will see a portion of the EnviroSustain turnover supporting rewilding initiatives for the next ten years, as well as pro bono advice on rewilding-related buildings in the network- such as new offices and rewilding centres. In June, Dr. Birgit Memminger-Rieve, MD at EnviroSustain, and Ingemar Hunold, Partner at EnviroSustain, met with the Rewilding Oder Delta team to provide support and advice for their newly established centre.
Share by: